© Pfarrer Michael Nitzke

Büttenrede 2006 (22.2.2006)


Gemeinsame Feier von:
Seniorenkreis Nord ( Dortmund- Kirchhörde )
Altenstube Süd ( Dortmund - Bittermark )


Liebe Leut, ich weiß ihr seid begierig,

doch so ne Büttenrede ist recht schwierig.

Da muss man doch schon etwas denken,

und sich kräftig das Gehirn verrenken.

Doch ich will hier heut nicht klagen,

sondern euch was lustiges nun sagen,

nicht mit Griesgram oder Schmerzen,

sondern lustig und aus tiefem Herzen.

Doch jetzt, wo ich sag das Wort vom Herz,

da kommt mir in den Sinn der Friedrich Merz.

In Aachen, da bekam er einen Orden,

doch was ist aus dem Erfolg geworden?

Den Triumph hat er sich so recht versaut,

denn seine Rede hat er sich geklaut.

Aus dem Internet sich einfach was genommen,

so ist der Mann schnell auf den Hund gekommen.

So was darf man auch nicht machen,

dann tun die Leute schnell darüber lachen.

Also komm ich hier heut in Ihre Mitte

und halte Ihn’n nach alter Väter Sitte,

eine Büttenrede völlig selbst geschrieben,

so viel Anstand ist mir doch noch geblieben.

 

Was ist denn so passiert im Jahr 2005?

Über manches man noch heut die Nase rümpf.

Doch so sag ich einmal ganz vermessen,

andres kann man getrost auch schnell vergessen.

Wie krieg ich nun zum nächsten Teil die Klammer?

Kennen sie denn noch den guten Rudolph Moshammer?

In München, der gut bekannten Bayernmetropole

scheffelte er mit Klamotten richtig Kohle.

In der Schickeria glitzerte er kunterbunt,

and alle liebten Daisy seinen kleinen Hund.

Er sorgte sich sehr um seine liebe Mutter,

und lieferte den Medien damit ihr Futter.

Schließlich starb die Dame hoch betagt

Doch Mosi ist danach nicht ganz verzagt,

er begibt sich weiter in das Stadtvergnügen,

die Klatschpresse tat ihn nur selten dafür rügen.

Dann hörten wir, der gute Mosi ist nicht mehr,

jemand hat ihn da wohl umgebracht, doch wer?

Wer was weiß über seinen unsteten Lebenswandel,

füllt schnell nun damit den Zeitschriftenhandel.

Und man hört von einigen internen Kennern,

der Mosi triebs auch gerne mal mit Männern.

’nen Fremden ließ er zu sich in der Nacht,

doch der hat in schließlich kalt gemacht.

Nun liest man in der Zeitung wenig später,

der Mosi war ein richtiger Wohltäter.

Denn Pennern ließ er was vom Erbe geben,

die können nun etwas mehr mit Würde leben.

 

Ein anderer Mann, der den Menschen Gutes tat,

im letzten Jahr unter den Schirm der Ehe trat.

Weit über fünfzig ist der Mann nun schon,

doch er bleibt immer Mutters kleiner Sohn.

Gemeint ist weder Kunz noch Hinz,

sondern Charlie, Englands Prinz.

 

Mit Camilla hat endlich er sich getraut,

Mutter Lisbeth, ist davon nicht sehr erbaut.

Doch er folgte seinem dunklen Triebe,

und ehelicht die alte heimeliche Liebe.

 

Doch was macht nun unsere gute Frau, die Queen,

die wird hundert Jahre alt und ärgert ihn.

Denn ihrem komischen verschrob’nen Sohn,

wird sie nicht gönnen ihren Thron.

 

Wir müssen jetzt nicht mehr nach England schaun,

wenn wir woll’n am Ruder sehn die Frau’n.

Denn ehe man es sich gedacht,

hat Angela erreicht die Macht.

 

Nun, sie ist keine Königin,

dafür die erste Kanzlerin.

Durch Deutschland geht fortan ein Rock,

Pustekuchen, nur auf Hose hat sie Bock!

So reist sie nun schnell von Land zu Land,

hier und da küsst man ihr auch die Hand.

 

Ob zu Hause oder an einem andren Orte,

sie findet scheinbar doch die richt’gen Worte.

 

Lass uns mal nach den andern schaun,

Joschka Fischer hat in Sack gehau’n

Er macht auch nichts mehr bei den Grünen.

Schaut man hoch die Bundestagstribünen,

sieht man auch den alten Kanzler nicht mehr dort,

der hat ’nen Job nun, gar nicht so weit fort.

Tut mächtig Geld verdienen in der Schweiz,

denn auch die Landschaft hat da ihren Reiz.

Er jobbt da unten für die Russen,

und das tut auch uns beeinflussen.

Er schaut da nämlich unentwegt,

dass Ivan recht sein Rohr verlegt,

damit er im Alter nicht Trübsal blas,

wird teurer für uns das Russen-Gas.

 

Ein andrer kam aus der Rente zurück,

das ist der Oscar aus Saarbrück’,

zusammen mit den alten Stasi-Leuten,

geht er auf Pirsch zum Stimm’n erbeuten.

Doch von den Sozis, seinen alten Weggefährten,

die ihn einst mit vielen Ämtern gut ernährten,

so hört man zumindest hinter den Kulissen,

will keiner mehr was von ihm wissen.

 

Keiner gibt ihm dort gerne die Hand,

denn von der Saar aus Oscars Heimatland,

kam schon ein andrer Politikvollstrecker,

nämlich der Genosse Erich Honecker.

Den hat man heute auch nicht mehr so gern,

so halten viele sich auch von Oscar fern.

 

Ein Schimpfwort früher war „Bananenstaat“.

heute sehnen wir uns nach der Krummfruchtsaat.

Denn hier hat man bald gar nichts mehr zu beißen,

denn mit Gammelfleisch tut man uns bescheißen.

In Rügen an der Kreidefelsenklippe

wütet kräftig schon die Vogelgrippe.

Was soll die Hausfrau da zum Mittag planen?

Ach dann gibt’s heute wieder mal Bananen.

 

Auch sonst gab’s ne Menge Katastrophen,

worauf soll der Bürger da noch hoffen?

Der Schnee färbt nicht nur das Christfest weiß,

sondern im Zusammenspiel mit vielem Eis,

knicken schnell die Stromversorgungsmasten,

und die Dächer bersten unter diesen Lasten.

 

Und jeden Morgen früh aus den Federn kippen,

nur um draußen in der Kälte Schnee zu schippen,

dass ist auch nicht der Weisheit letzter Schluss,

doch man tut’s, weil’s nach Gesetz geschehen muss.

Und schmilzt die weiße Pracht dann endlich weg,

sieht man darunter nur den ganzen Hundedreck.

 

Und so hört man in der Kirchenwelt,

an jeder Ecke fehlt nun mal das Geld

Doch die Dresdner tun ’ne Kirche bauen,

die ist scheinbar nur für Frauen,

so weit sind nun schon die Emanzen,

und dass bei den schlimmen Finanzen.

 

Über Geld klagen die Katholiken auch,

doch vergaßen sie das bei weißem Rauch.

„Wir sind Papst“ auf dem Bildzeitungstitel!

Das ist ein neues Kirchengeschichtskapitel.

Der alte Chef der Inquisition,

besetzt nun Roms Machtposition.

Er geht aus dem Weg keinem Konflikt,

Papa Ratzi „Unser“ Papst Benedikt.

 

Doch trotz aller dieser Sparmaßnahmen,

tun die Evangelischen nicht lahmen.

Zieht euch warm an, am besten mit Pullover,

denn Kirchentag ist im schönen Hannover.

Das Motto war, „wenn euch die Kinder fragen“,

vom Glauben reden, nicht nur an Weihnachtstagen.

Und auch mit Hllfe von schönen Plakaten,

taten sie uns die Inhalte verraten.

Ein Mensch kann euch zum Engel werden,

dabei ist er durchaus von der Erden,

ein rechter Engel ist ein Gottesbote,

die Flügel sind nur die besondre Note.

Er kann zum Glauben helfen, dann und wann,

Hauptsache, die Botschaft kommt bei uns an.

 

Wir hatten also unsern Kirchentag

Und Ratzi feiert den Weltjugendtag.

Kaum, dass er kam von Rom aus angeflogen,

begab er sich auf Vater Rheines Wogen.

Und damit einfach nicht genug,

stand er an des Schiffes Bug.

Und alle die sich gern ans Ufer legen,

erhielten nun vom Papst den Segen.

 

Am Schluss des Ganzen am Marienfeld,

war versammelt des Glaubens Jugendwelt,

man sagt, es waren mehr als zwei Millionen.

Mensch, dass ist irre, so viele Personen.

Doch viele waren sicher noch am schlafen,

als Papst und Würdenträger nun eintrafen.

Von Köln aus einem Fünf-Sterne-Hotel,

komm man in diese Pampa nicht so schnell.

Alle, die hier ihren Ratzi wollten lernen kennen,

legten sich am Abend schon mal hin zum pennen.

 

Danach ist er schnell weggejettet,

und hat sich in den Vatikan gerettet.

Dort denkt er nun nach über die Liebe,

er, der doch gar nichts weiß vom Triebe.

 

Dankbar sind nun doch wir Evangelen,

dass der Papst uns nichts kann befehlen.

Wir machen einfach, was wir wollen,

und reden ab und zu geschwollen.

Der liebe Gott wird’s uns vergeben,

darum sind wir Protestanten, eben.

Doch den tiefen festen Glauben,

kann uns niemand heute rauben,

der liebe Gott, so wie er in der Bibel schrieb,

hat uns arme Sünder doch ganz einfach feste lieb.

 

Wie sieht’s aus mit Gottes Worte,

hier bei uns ganz nah vor Orte?

Der Kirche steht das Wasser bis zum Hals,

nichts ist mehr so, wie es mal war, damals.

 

Bevor sich Schlendrian tut involvieren,

sollte man vielleicht doch fusionieren.

Minus mal minus gibt zwar plus,

doch das nun mal nichts sagen muss.

Wichtig ist, dass wir zusammen halten,

wenn wir den Mangel, nun tun verwalten.

Erst wollte man nur ne Koop’ration,

Doch nun reden sie schnell schon von Fusion.

Was wird aus unserm Kirchensprengel,

holt uns nun all der Todesengel?

Nein, wir werd’n gemeinsam weiterleben,

als lebendige Gemeinde eben.

Doch unter ’nem vereinten Dach,

kann man leben ohne weh und ach.

 

Und damit sich niemand wundert,

unsre Kirch wird bald zweihundert.

Im Jahre Achtzehnhundertsieben,

das gilt’s mal eben einzuschieben,

da ward unsre neue Kirche fertig,

so wie sie fast jetzt ist gegenwärtig.

Drinnen hat man wohl einiges gemacht,

heute hätt’ man uns dafür kalt gemacht.

Weg sind nun die Seiten-Emporen,

denn die damaligen Initiatoren,

dachten, darauf kann man wohl verzichten,

mit dem Andrang wird’s der Herr schon richten.

Am Platz hatte damals jeder seinen Namen,

und wehe, wenn dann dorthin andre kamen.

Vielleicht sollte man davon mal wieder reden,

und das Angebot öffnen einem jeden.

So kann man sich für ein paar Cent,

sichern ein Kirchenbankabonnement.

Was hat sich nun bei uns getan?

Ach guck mal, sieh mal einer an!

Was sprießt denn da nun mal hervor,

es ist der dritte Herr Pastor.

Es ist nicht irgend ein beliebiger

sondern ganz einfach Odenings Rüdiger.

Gearbeitet hat er zuletzt in Cappenberg,

Das liegt zwar nicht bei Luthers Wittenberg,

doch mitten im Westfalenland,

bei Lünen, fast im Münsterland.

So heißen wir ihn bei uns Frommen,

ganz herzlich nun einfach willkommen.

 

Was gibt es sonst noch von uns zu berichten?

Wir wollen auf niemanden verzichten!

Doch weil niemand im Überflusse schwimmt,

muss man auch sehen, dass die Kasse stimmt.

 

Doch der für uns am unschätzbarsten,

das ist nun mal Schneiders Karsten.

Zwei mal nun in der Kalenderwoche,

geht er für Gemeinde auf Maloche.

Mittwochs, freitags, früh am Morgen,

hat er für Schulunterricht zu sorgen.

Doch das Gymnasium, gewidmet dem Herrn Goethe,

bringt ihn so manches mal in Nöte.

 

Die Schüler  erzählen oft wozu sie neigen;

Damit woll’n sie es dem Lehrer einmal zeigen.

Wir freu’n uns, dass das mit der Schule klappt,

und dass die Kohle regelmäßig rüberschwappt.

 

Ansonsten heißt es in der Kirch nur sparen,

das lernen wir in so manchen Seminaren.

Wir hoffen, dass dabei bleibt für all der Glaube,

was nicht ausgesprochen war versinkt im Staube,

wir wollen den Glauben bezeugen der Welt,

auch wenn uns fehlt dafür das Geld.

 

Ach bevor ich hier versink in Klage,

denk ich an letzt Jahr am Gründonnerstage.

Im Fernsehen, wo ja sonst viel Schund drin is,

gab’s zu sehen Gottschalks Bibelquiz.

Alle, die das sonst nicht so betrifft,

mussten was raten aus der heil’gen Schrift.

Politiker, Brautpaare, und Stars vom Nachtleben,

und Kirchenleute, die sich auskenn’n eben.

Mancher tat entspannt vorm Fernseh’n hocken

Und war auf einmal ganz erschrocken.

Mit Talar und Barett sitz da ein Pastor,

der kommt irgendwie bekannt uns vor.

Immer wenn die Kamera zum Punktestand hinfuhr,

sah man Pfarrer Nitzkes Kopf fast nur.

Klar, die Kirchenleute ha’m gesiegt,

doch Nitzke hat’s nicht hingekriegt,

den Gesamtsieg zu erringen,

das tat jemand anderem gelingen.

 

Ach wie nett war das Jahr Zweitausendfünf,

machen wir uns jetzt auf die Strümpf,

ganz fest auf Null-Sechs uns zu vertrauen,

damit tue ich Sie im nächsten Jahr erbauen.

 

Doch eines fiel mir gerade noch so ein.

Nicht nur bei Kirchens ist das Sparbuch klein.

 

Die ganze elendige Finanzdiskussion

Ha’m wir in Dortmund auch beim Stadion.

Das heißt jetzt nun mal Versich’rungs-Park,

das macht dann die Bilanz schön stark.

Das könnten wir doch auch mal machen,

ich mein das ernst, ist nicht zum lachen.

Statt Patroklus, nennen wir die Kirche schnell:

„Zum Erzengel Sankt Raphael“,

und schon flöss zu uns das Lotto-  Geld,

und die Spar-Probleme wären aus der Welt.

Und Gottessegen in der Bittermark,

nenn’n wir um in Coca-Cola-Park.

Das andre Haus in Peter-Hille

Heißt dann nach ’ner Kopfschmerz-Pille.

 

Das machen wir ganz ungeniert,

so ist man finanziell saniert.

Ich hoff’, Sie hatten jetzt ein bisschen Spaß,

sonst lassen wir beim nächst’n Mal das.

Ich hoff, es war keine Eigentor,

helau sagt Ihnen Ihr Pastor.


Pfarrer Michael Nitzke

Dahmsfeldstr. 44

44229 Dortmund

www.nitzke.de

-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Rolf Scheer
An: Michael Nitzke
Gesendet: Donnerstag, 2. März 2006 16:33
Betreff: Danke für die Büttenrede
 
Moin moin!
Ich habe laut und hell gelacht,
was Pastor Nitzke angedacht.
Die Büttenrede war schon prima,
erwärmt das Herz im kalten Klima.
Der Karneval bleibt hier verborgen,
das kenn wir nich, im hohen Norden.
 
Darum ein herzliches Dankeschön und
viele Grüße nach Dortmund.
 
Rolf Scheer
24787 Fockbek

© Pfarrer Michael Nitzke