© Pfarrer Michael Nitzke

Büttenrede 2005 (9.2.2005) - Aschermittwoch


Gemeinsame Feier von:
Seniorenkreis Nord ( Dortmund- Kirchhörde )
Altenstube Süd ( Dortmund - Bittermark )


Verehrte Herrn, geschätzte Damen,

danke, dass Sie auch heute kamen,

und sich machten auf die Strümpf’

zum Aschermittwoch zweitausendfünf.

Es tät mich auch wirklich schocken,

wenn sie blieb’n zu Hause hocken.

Wenn sie mich hier alleine lassen,

würden Sie auch was verpassen.

Denn diese Büttenrede hier

Die gibt es nun mal nur bei mir.

Doch wenn Sie im Verlauf der Rede noch,

meinen, den Gag, den Reim, den kenn ich doch.

Dann denken Sie von mir nicht schlecht,

es ist alles or’ginal und echt.

Doch Früher in den Kinderschuh’n,

Da wollte ich nicht eher ruh’n,

bis ich sehen konnte im Tee-Vau,

Fasching mit Alaaf und viel Helau.

Dass ich mal heute würd’ hier stehn,

konnt’ ich damals noch nicht sehn.

Vieles hat sich ja seit dem entwickelt,

so dass das Leben richtig prickelt.

 

Seh’n Sie mal hier das klitzekleine Ding.

Wenn es sich plötzlich regt mit klingeling,

Dann könnt’ ich mit der ganzen Welt wohl reden.

Und könnte anrufen wirklich einfach jeden.

Doch oft bin ich froh, wenn es bleibt still,

Und gar niemand mit mir reden will.

Mittlerweile und ich find’s ne Frechheit schon,

machen Sie schon Werbung über’s Telefon.

Sie rufen an, und tuen stör’n

Ich kann’s schon nicht mehr hör’n.

Alle wollen nur ihr Zeug verkaufen!

Nein, ich will Ihr’n teuren Wein nicht saufen,

Nein, ich will auch nicht spiel’n im Lotto,

ich heiß doch nicht jetzt schon Otto.

 

Selten ist ein Anruf mal erfreulich

Bis auf einen Mittwoch Abend neulich.

Spät abends dampft vor mir mein Leibgericht.

Ruft einer an, und sagt, „Sie kenn’n mich nicht.“

Und, damit tu ich keine Neuheit kund,

man spricht ja nicht mit vollem Mund.

So hörte ich schnell auf zu kauen,

denn vielleicht lässt sich jemand trauen.

Doch er will weder Taufe noch Beerdigung,

und sagt ganz brav „Entschuldigung“.

„Ich kenn Sie aus dem Internet“,

ich denk, der ist ja vielleicht nett

„Ich wollte Sie mal schnell was fragen,

können Sie mir nicht mal eben sagen,

wann die neue Büttenrede fertig ist.“

Ich dachte, das gibt’s doch nicht, so’n Mist.

Fällt denn den allen selbst nichts ein.

Doch, dann will ich mal nicht so sein,

und mach’ mir früher die Gedanken,

der nette Herr wird’s mir wohl danken.

Doch ist die Rede erst ins Netz gestellt,

kann sie dort sehn die ganze Welt.

Und so kann es schließlich sein,

das jemand denkt, das ist ja fein,

liest Nitzke’s Text dann schnell im Fernseh'n vor,

dringt das dann so an ihr geschätztes Ohr,

denken Sie vielleicht ich hätte den Reim geklaut,

nein ich hab’ die Rede selbst gebaut.

Und nur weil ich bin so nett,

stell ich sie früh ins Internet.

 

Doch wollen wir mal überlegen,

was sich so in der Welt tut regen.

Nichts was uns aus den Socken haut,

ausnahmsweise funktioniert die Maut,

Ob aus Russland oder Polen,

von allen tut’s der Stolpe holen.

Auf das Geld freut sich nun der Staat.

Doch für uns wird teurer der Salat.

Und was auch sonst noch so geliefert wird

Und über die Autobahn schnell transportiert.

 

Der Kanzler legt zufrieden sich zur Ruh,

den ganzen Stress hat jetzt die CDU.

Denn da tut einer nach dem andern

ganz stickum  aus dem Vorstand wandern.

Der erste war, das ist kein Scherz,

der Westfale Friedrich Merz.

Und auch Herr Seehofer, der ist nun weg,

früher war er der Krankenkassenschreck,

jetzt schreckt er die Frau Merkel ganz enorm,

zum heißen Thema Gesundheitsreform.

Was sie vorschlägt für alle exemplarisch,

das findet er total unsolidarisch.

Und auch mit dem guten Laurenz Meyer

erlebt die Angie keine Siegesfeier.

Ja, das weiß die ganze Welt,

am liebsten hatte er das Geld.

Kriegt fürs Nichtstun noch Bezüge,

dem Parteivolk ist das wert 'ne Rüge.

 

In Deutschland tut man sich um so manches zanken,

derweil fallen in Europa noch mehr Schranken.

Und wer auf unserm schönen alten Kontinent

schon alle neuen EU-Mitgliesdländer kennt?

Polen, Estland, Lettland, Litauen,

die ersten hab’n noch hingehauen

Slowenien, Ungarn, Tschechien, Slowakei,

das sind nun acht von zehn, so fehlen zwei.

Ist das Vergesslichkeit oder das Alter?

Zypern fällt mir noch ein, fehlt nur noch... Malta

Doch vielen sind die Namen einerlei:

Hauptsache dazu nicht noch die Türkei.

Doch beim starken Mann am Bosporus,

sich manches bis dann ändern muss.

So wird das Denken an die Euro-Türken schöner,

mit jedem Biss in einen dicken, fetten Döner.

 

Während Europa noch seine Länder zählt,

wird in USA der Präsident gewählt.

Die ganze Welt will eig’ntlich einen neuen,

Und Mister Kerry täte das auch wirklich freuen,

Doch Amerika hat nur allein die Wahl,

dafür bleibt dem Rest der Welt die Qual.

Was dann kommt, weiß niemand ganz genau,

vielleicht sogar Bill Clinton’s Frau.

Die Lady ist uns allen noch gut bekannt,

fragt sich nur, wie heißt der neue Praktikant.

 

Doch eins vergas ich letztes Jahr zu sagen,

im Winter tat ich mich auf Skier wagen.

Ja, ich geb’s zu vor Ihnen allen,

ich bin an jeder Ecke hingefallen.

Doch mich tut so was nicht erschrecken,

sind ja nur ein paar blaue Flecken.

Doch nach drei Tagen auf den Brettern,

dankte ich sehr meinen Rettern.

Und überließ das Skifahrn andern,

und begnügte mich mit Wandern.

Doch das wichtigste am Wintersport,

das ist das Abend-Angebot am Ort,

Schnelle Schussfahrt lern’ ich wohl nie.

dafür kann ich gut Apres-Ski.

Doch am Wintersport tu ich nicht verzagen,

im März tat ich mich auf Kufen wagen.

In Dortmund war WE-EMM im Eiskunstlaufen

Und ich tat meinen Mut zusammenraufen,

in der Halle scheffelten sie Medaillen satt,

und ich lief auf der Eisbahn in der Stadt.

Und als ich so ruhig meine Runden zog,

und mit den Schlittschuh’n um die Kurve bog,

da dachte ich, ich könnt nicht richtig sehen,

an der Bande überall Kirchhörder stehen.

Am andern Tag im Kindergarten,

da taten sie nicht lange warten,

aus mancher Eltern Mund sprudelt’s hervor,

„auf dünnes Eis begibt sich der Pastor“.

 

Und was ich letztes Jahr am Schönsten fand,

war der große Triumph für Griechenland.

Denn was niemand hier für möglich hielt,

bei der Euro haben sie den Sieg erzielt.

Den Ball, den unsre Jungs spielten,

der Torwart von den andern hielt ’n.

Von Superklasse war das jedoch fern.

Am Stammtisch früher sagte man ja gern:

Lass die machen, je öller, je döller,

doch der Spruch gilt nicht für Rudi Völler.

Als Publikumsliebling war er lange gut.

Doch jetzt konnte er nur noch nehmen den Hut.

Ja, das Fußballvolk kennt nie Geduld,

läuft’s mies war immer der Trainer schuld.

Doch wenn die Elf den Sieg erzielt,

hat jeder Deutsche mitgespielt.

 

Doch die Griechen spielten nach dem Motto,

auch der Sieg gehört nur König Otto.

In Dortmund hat er damals angefangen,

mit Bremen tat er Ruhm erlangen,

in Bayern wurde er rausgeschmissen,

doch der Otto war gerissen,

und zieht zum Lande der Helenen,

und denkt ich sehe keine Stars bei denen,

die finden noch am Spiel ihr’n Spaß,

die trainiere ich zum Fußball-As.

Das Volk hat Dank ihm dargebracht,

und ihn fast zum Gott gemacht.

Für Rehakles ist nichts zu teuer,

So trägt er vom Olymp das Feuer.

 

Die Griechen waren vom Erfolg getrieben,

das ganze Land schwebt nun auf Wolke sieben.

Und keiner hat’s ihn’n wirklich zugetraut.

Das Stadion war pünktlich ausgebaut.

Richtig konnten sie sich dann nicht freuen,

denn eines tat sie später sehr gereuen,

Ihre Sportler waren ziemlich stark gedopt

da hätten sie mal lieber mehr geprobt.

 

In Fußball-Deutschland waltet Bitterkeit.

im DFB-Vorstand, herrscht dicker Streit.

Woran es liegt weiß jeder ganz genau

Viel zu viel Macht hat einfach der Emm-Vau.

Als Ex-Politiker kann er’s nicht leiser,

der wär’ vom Fußball gerne selber Kaiser.

Doch er ist berühmt und wird nicht abgewählt,

er kriegt ’nen Wachhund an die Seit’ gestellt.

Der bellt dann laut wie ’n Feuermelder,

wenn Mist baut der Mayer-Vorfelder.

Der Wachhund heißt nun Herr Zwanziger,

hoffentlich kein falscher Fuffziger.

 

Was gibt’s vom Fußball sonst zu sagen,

von Borussia hört man nur noch Klagen.

Da sind nur Pannen, Pech und Pleiten,

auch im Vorstand gibt es kein’n Gescheiten.

Ach der Niebaum kann’s nicht mehr,

da muss der Rauball wieder her.

Früher ganz enfent terrible,

Jetzt muss er rechnen ganz penibel.

Punkte holen und gute Zahlen zeigen,

sonst droht’s ihm Sommer abzusteigen.

Ach es ist doch wie verhext,

bald ist WE-EMM Zweitausendsechs,

und Borussia rutscht vom Tabellenkeller,

in die zweite Liga immer schneller.

Die Geschichte wiederholt sich immer wieder,

’74 war’n wir auch nicht in der Bundesliga.

Eines könnt vielleicht noch retten,

warum nicht auf den Abstieg wetten.

Dafür muss man gar nicht so viel blechen,

braucht nicht mal den Schiedsrichter bestechen.

Hat man dann viel Geld erzockt,

wird davon der Kader aufgestockt.

Und nach einem Jahr im Unterhaus,

Kommt Borussia schnell da wieder raus.

Und als Meister im Jahr zweitausendsieben,

fragt man sich, wo ist Bayern nur geblieben.

Schalke gönnen wir dann den Pokal,

nur für Bochum bleibt es eine Qual,

die sind weder Fleisch noch Fisch,

drum fehlen sie am Ehrentisch,

doch wenn München aus der Liga fliegt

auch Bochum etwas Schampus kriegt,

denn es ist ein Grund zu feiern,

wenn man besser ist als Bayern.

 

Was ist in unsrer Kirch’ passiert?

Über all wird umstrukturiert?

Kindergärten werden schnell geschlossen,

die Pfarrer werden abgeschossen,

Gemeindehäuser gut verscheuert

Und was sonst noch überteuert,

davon wollen wir uns ganz schnell trennen.

Doch wer soll dann noch in die Kirche rennen?

Ach wieso die Haare raufen,

die Kirche tun wir auch verkaufen,

weil in Kirchhörde am Patroklusweg,

der ideale Ort für’n Parkplatz läg.

Das tät was in die Kasse bringen,

soll’n die Leute draußen singen.

Und vom Rest der Kirchensteuer,

machen wir ein Osterfeuer.

Und so erspar’n wir uns manch’ lange Predigt,

und hätten das Strukturproblem erledigt.

 

Doch wer will’s so weit kommen lassen?

Lasst uns doch das Problem anfassen,

wie Christen Vorbild werden für die Welt,

ohne, dass sie dauernd schau’n aufs Geld.

So lassen wir uns den Mut nicht rauben,

und tun weiter an den Herrgott glauben,

singen und die Andacht hör’n

dabei soll uns niemand stör’n.

Altenstube und Seniorenkreis,

bemühen sich dabei mit Fleiß,

das Gemeindeleben hoch zu halten,

bevor die uns noch totverwalten.

 

So wünsch Ihnen in dieser frohen Runde,

noch manche schöne, lust’ge Stunde

mit Ihrer netten Kirch’gemeinde,

liebet alle eure Feinde,

schenkt den Armen eure Liebe,

hütet euch vor manchem Diebe,

und jetzt lasse ich das Ganze sein,

denn es fällt mir bald nichts mehr ein.

 

Helau und Alaaf kommt auch drin vor,

in der Büttenrede vom Pastor.

 


- Beifall - Applaus - Zugabe - Zugabe -Zugabe -


 

Und wie bei jedem ordentlichen Essen,

darf man den Nachschlag nicht vergessen,

 

Als der Bruder Karsten hat vernommen,

dass mit der Rede ich zu End gekommen,

da ist ihm diese Frage hochgekommen,

ob ich ihn denn wieder aufs Korn genommen?

Nein, sagte ich, diesmal ist von dir nichts dabei,

da war er traurig, denn das ist im nicht einerlei.

Und so habe ich einmal tief nachgedacht,

was denn Pfarrer Schneider Freude macht.

Er fährt nicht Ferrari, fährt nicht Porsche

Nein, in der Freizeit tut er nach Familie forsche’

Sein Stammbaum ist ohne Fehl und ohne Tadel

Bei seinen Vorfahr’n ist auch der hohe Adel.

Kaiser und Könige, das ist gut,

und wir hab’n 'nen Pfarrer mit blauem Blut.

 

Neulich Abend trank ich Apfelmost

Und schau dabei nach der Computerpost.

Da schrieb doch wirklich eine meiner Schwestern,

ja, auch Pastorinnen sind heut nicht von gestern.

Beim Suchen nach Ideen für’n Karneval

Surft sie auch im Internet überall.

Was sie da sah, ließ sie nicht ruhig bleiben,

und Sie begann gleich 'ne Mail zu schreiben:

 

Da sucht man im Web, was man selbst nicht kann

und wen sieht man gleich sodann?

Den Bruder ausse Nachbarschaft!

Na, wenn da das herz nicht lacht!

 

Sind die Reden auch zum klauen?

Oder nur zum anzuschauen?

 

Mit der Antwort wollte ich nicht warten,

und so tat ich mit dem Schreiben starten:

 

Die Büttenreden darfst du gerne stehlen.

Warum sollst du dich auch mit was quälen,

was ein anderer hat schon gemacht?

Hauptsache ist deine Gemeinde lacht!

 

Doch eines würd’ ich nie vergessen dir.

bestell doch all'n 'nen schönen Gruß von mir,

vielleicht hast du dazu einfach Lust.

Nur, wenn du willst, nicht weil du musst.

 

Der Post war es noch nicht genug,

die Antwort kam schnell wie im Flug:

 

Der Büttenredengruß geht Montag nach Hörde und heute nach Advent,

bin gespannt, ob man dich an beiden Orten kennt.

„Meine“ Frauenhilfe ist so was von mir nicht gewohnt,

die Rede wird bestimmt mit Beifall belohnt.

 

Am Montag muss ich dann noch mal ran,

bin ich im Club 77 dran

Den hab ich seit neustem vom Superintendenten übernommen;

dem ist die Zeit dafür zerronnen.

 

Ja, die Technik, die ist heut global,

wo man auch ist, das ist egal.

 

Auch der, dem nichts einfiel hat nicht gewankt,

und per Telefon sich artig bedankt.

Wo kommt er wohl her aus welcher Stadt,

der Mann, der keine eig'nen Ideen hat,

aus Hamburg, Bremen oder Mölln?

Nein, der Karnevalsmuffel kommt auch noch aus Köln!*

 

So und jetzt ist auch endlich Schluss,

weil ich im Bus jetzt zu Ihn’n muss.

 


*Verzeihen Sie dass Sie noch mal drin sind,
aber die Geschichte war einfach zu schön.

 

Pfarrer Michael Nitzke

Dahmsfeldstr. 44

44229 Dortmund

www.nitzke.de

 

© Pfarrer Michael Nitzke