© Pfarrer Michael Nitzke

Büttenrede 2003 (25.2.2003)


Altenstube Süd ( Dortmund - Bittermark )
Seniorenkreis Nord ( Dortmund- Kirchhörde )


Na da staunen Sie wohl liebe Leute,
wie ich vor Ihn’n erscheine heute:
Wer darf ungestraft sich lustig machen?
Wer darf über Kirch’ und König lachen?
Der Hofnarr ist’s, Ihr habt’s erkannt!
Als solcher bin ich zu Euch hergerannt!
Er macht Späße und verliert nie den Kopf,
doch manchmal ist er auch ein armer Tropf,
wenn auf Befehl er lachen muss,
dann macht ihm selbst der Spaß Verdruss.

Ach, wer hätte das gedacht,
da sitzt er mitten in der Nacht,
auf ne spritzige Idee, er hofft,
doch da geht’s ihm wie so oft;
wo sind die pfiffigen Gedanken,
bevor das ganze Fest tut Wanken.

Warum tut er denn so irritiert?
Lach doch darüber was so passiert!
Na, was war wohl das Haupt-Event?
Einer, den Ihr wohl alle kennt,
der tat, was ein Mann tun muss eben,
so ging er ein den Bund für’s Leben.

Vor’ges Jahr fragt’ hier ich auf die Schnelle:
„Wie lang bleibt der Mann wohl Junggeselle?"
Er wollt’s nicht auf sich sitzen lassen,
drum galt es, Mut sich nun zu fassen,
und damit die Herzensfrau zu fragen,
und den Antrag endlich ihr zu sagen.

Doch bei so einer Frau aus Witten,
da reicht nicht fragen, und nicht bitten,
da braucht man den vollen Einsatz,
bis man gefangen so `nen Schatz.

Und nach einer kleinen Zeit,
ist es endlich dann so weit.
Ganz Kirchhörde zieht von dannen,
zur Hochzeit geht’s nach Witten-Annen.

Die Glocken haben schon geschlagen,
in der Kirchhörder Reihe tut man klagen.
Hat vor Angst er sich nur aufgeregt?
Oder hat SIE’s sich anders überlegt?
Doch nach nur knapp vier Minuten,
sah man zwei, wie sie sich sputen,
Damit sie schnell zum Trau-Altar gelangen,
die Musik hat derweil schon angefangen.
Doch nun in Ruhe geht’s so seinen Gang,
der Schwager predigt nett und gar nicht lang.

Der Gospelchor hat sehr schön geklungen,
die Gemeinde dazu nett gesungen,
Doch nun wird länger nicht gezappelt,
zum Wichtigsten sich aufgerappelt.

Das ist doch, wer soll da noch fragen,
wenn beide sich das Ja-Wort sagen.
Doch wie wird das Volk zusammenzucken,
wenn statt einfach „Ja!", sie sagt „Mal gucken?!"

Doch wer wird denn an das Schlimmste denken,
lieber woll’n wir Gott Vertrauen schenken,
und bei Herrn und Frau Pastor,
kommt das doch bestimmt nicht vor.

Nun weiter geht’s mit Liturgie,
sonst kriegen wie den Sekt ja nie.
Da woll’n wir doch aus dem Vollen schöpfen
und gemeinsam manche Pulle köpfen.

Hochzeit feiern bis mitten in die Nacht,
Gut, dass meine Frau gibt auf mich Acht.
Und sie sagt, „Jetzt mach mal ne Pause,
und komm schnell mit mir nach Hause!
Du musst bald wieder auf der Kanzel steh’n,
da kann’s hier nicht bis in die Puppen geh’n!"

Doch am nun folgenden Morgen
drücken schwer mich manche Sorgen.
Wie soll ich die Predigt halten,
und noch meines Amtes walten?

Da hilft mir doch der liebe Gott,
und schnell macht er mich wieder flott.
So kann ich meinen Dienst verrichten,
und von der Bibel was berichten.

So naht auch mit der Zeit der Segen,
und ich kann mich zur Ruhe legen,
und so geh ich schnell nach Haus,
denn der Gottesdienst ist aus.

Doch zuhause angekommen,
fühl ich mich im Kopf benommen.
Nein, das war nicht der viele Sekt,
der mich ganz feste nieder streckt.

Was mich nun so bringt in Rage,
ist die eigene Courage.
Reicht’s dir denn nicht so als Pastor?
Kommst du dir als was bess’res vor?

Du hast den schönsten Job auf Erden!
Doch nun willst du noch SUPER werden?
Welcher Narr hat dich geritten,
oder ließest du dich bitten,
und bist dadurch nun ganz verzückt,
ach was du bist einfach verrrückt.

Der Narr hat Freiheit jeden Ta"ch",
der König hat nur Weh und Ach!
Ach was plagen ihn die Sorgen,
in der Nacht und noch am Morgen.
Doch er sagt, „Was macht das schon?",
und greift flugs zum Telefon!
Ja, ja, so ein Superintendent,
da einfach keine Skrupel kennt.
Für ihn beginnt der Tag ja schon um Acht.
Doch für den Pfarrer ist’s noch tiefe Nacht.

Das ist’s, was mich an dem Job tut schrecken,
muss früh morgens meine Brüder wecken.
Das wär’ doch noch was für meine Wahlkampf-Rede,
wo ich überzeugen muss jeden und jede:
„Wenn ihr mich wählen würdet, tät’s mich freu’n,
dann ruf ich morgens euch nicht an vor Neun!"

Doch es wählen ja nicht nur Pastoren,
das wäre auch viel zu unverfroren.
Auf der Synode sind `ne Menge mehr mit da.
Unter anderem sind’s die lieben Presbyter.
Auf ihren Fahnen steht es obenan:
Die Pfaffen, bringen wir auf Vordermann.

Will man alle sie gewinnen,
Presbyter und Pfarrerinnen,
dann muss man schon was andres bringen,
damit auch wird die Wahl gelingen.
Doch wenn ich jetzt schon wüsste, was das wär,
denn wär’ das Leben auch nicht mehr so schwer.

Ach was soll ich mich jetzt plagen,
die Wahl ist erst in sieben Tagen,
und wer auch immer wird gewählt,
der weiß, womit er sich fortan quält.
aus dem tiefen Dreck muss er ziehn den Karren,
dann mach’ ich doch lieber bei Hof den Narren.

Ach liebe Leut’ sie woll’n gerne lachen,
komm’n wir also zu den wicht’gen Sachen.
Wenn ich hier nicht den Hofnarr mach,
bin ich Pastor mit Weh und Ach.
Schreib so manche Predigt auf,
stell mich dann auf die Kanzel drauf,
trag sie dann den Leuten vor.
Manchem kommt das komisch vor,
besonders auch im Winter dann,
wenn ich fast gar nicht sprechen kann,
heiser werd ich, blass und blasser,
und ruf: Küster, hol mir ein Glas Wasser!

Das Stimmband wird nun aufgefrischt,
mit dem, was der Küster aufgetischt.
Der fand nur so auf die Schnelle
Ne kleine Flasche Ardey-Quelle.
Doch das war genau die richt’ge Wahl,
zu Ende war’s nun mit der Rachenqual.
Nach jedem Absatz einen Schluck,
fertig ist die Predigt nun, ruck-zuck.

Diese Woche wird es zuseh’nds wärmer
ich bin dafür an Ausflüchten ärmer.
Wenn ich dann nicht mehr sprechen kann,
woran wird es wohl liegen dann?
Ich sage dann, liebe Leut, ich hab die Grippe,
sie denken, der Pastor nimmt uns auf die Schippe.
Ist der Pfaffe denn wohl wirklich krank,
oder schaut er zu tief in den Trank?
Hat er einfach irgendeinen Frust,
und zum Predigen heut keine Lust?

Nein, nein das würd’ ich doch nicht wagen,
Viel lieber will ich mich doch plagen,
mit des Bibeltextes Tücke,
damit ich auch erklär’ die Stücke,
die man sonst nicht so versteht,
denn was so alles in der Bibel steht,
das ist schon ne ganze Weile her,
und man versteht es heut nicht mehr.
Dafür habt ihr uns studieren lassen,
damit wir uns mit dem Text befassen,
und ihn übertragen in die heut’ge Zeit,
wir Pastoren sind auch gern dazu bereit.

Ja, so tief auch sei der Glaube,
alle hängen an der Frucht der Traube.
Selbst in Kana fiel dem Herrn nichts anders ein,
als aus Wasser zu bereiten guten Wein.
Doch das Volk hat es wieder nicht erkannt.
Der Kellermeister schreit jetzt wutentbrannt.
Was ist das denn nun für ein Chateau?
Schmeckt wie Deidesheimer HaZweiOh!

Als er die Probe in den Eimer spuckt,
merkt er, „Mensch, da habe ich mich verguckt!"
Vom ersten Wein ist das der Rest,
der Neue rettet mir das Fest.
Der schmeckt besser, als ich jemals gedacht,
wie hat der Jesus das denn nun gemacht?

Die Jünger werden befragt ganz schnell,
doch im Kopf sind diese Jungs nicht hell,
die wissen darauf nichts zu sagen
und wagen nicht einmal den Chef zu fragen.

Der wiederum ist deshalb jetzt ganz froh,
denn eigentlich lief die Geschichte so:
Die Mutter Jesu, (das ist Gottes Sohn),
sagte, ach lass man Jung’ ich mach das schon,
nach kurzer Zeit merkte Maria sehr,
„so ein Wunder ist mir viel zu schwer".
Ach was plag ich mich mit solchen Sachen,
lass das doch den Jungen machen.

Der wollte das aber noch nicht machen,
erst nach Ostern gibt es solche Sachen,
denn ihr sollt nicht nur auf Wunder bauen,
sondern auf das wirklich Wicht’ge schauen.

Das ist, dass ich euch von ganzem Herzen liebe,
auch wenn bei euch da wohl widersteh’n die Triebe
denn dafür gibt es ja die Gnade,
wenn’s nicht so wär’, so wär das schade.

Ja, wer wirklich hat studiert das Wort,
dem gelingt es auch an diesem Ort,
zu reden schön vom Glauben,
ohne die Zeit dabei zu rauben.

Ja liebe Leute, welche Zahl,
ist sehr beleibt im Karneval?
Es ist die elf, das ist wohl klar!
Warum? Weil das immer schon so war!

Am Elften Elften, Elf Uhr Elf,
was war da noch, hilf mir, helf!
Ach ja da beginnt der Karneval,
nicht nur bei uns, auch überall.

Für mich ist auch die elf ganz nett,
nein so früh geh ich nicht ins Bett,
vor elf Jahren, war ich schon mal hier,
sang hier wie ein wildgeword’nes Tier.
„Ein Vogel wollte Hochzeit machen",
und lauter solche lust’ge Sachen.
Das war einmal mein erster Reimversuch.
Seither kriegen sie einfach nicht genu[ch].
Und jeder fordert und auch jede
Vom Pastor eine Büttenrede.

Das war bisher auch kein Problem,
denn es geht nicht ohne dem.
Ein Blick auf’s tägliche Leben,
heute mal in Reimen eben,
ja so ist’s an Karneval,
heute hier und überall.

Aber die moderne Zeit,
führt uns auswärts weit und breit.
Wo ist es denn auch ganz nett?
Das ist ja wohl im Internet.

Und jeder, der darauf bedacht,
dass man tag’s und auch in der Nacht,
wo manche sich nicht lassen wecken,
ihn jederzeit kann dort entdecken,
der begibt sich dick und fett,
schnell hinein ins Internet.

Wer spät nachts gar nicht schlafen kann.
Mich dort noch findet, dann und wann.
Denn mit dem, was ich so schreibe,
hoff ich, dass ich ewig bleibe.

Früher ging das nur mit Druck,
heut’ ohne Papier, ruck zuck.
Schnell den Computer angemacht,
und bevor man sich’s gedacht,
ist der Gedanke, der zwar gar nicht wichtig,
für die ganze weite Welt einsichtig.

Doch wer soll das alles lesen?
Gibt es keinen digitalen Besen?
Der das alles schnell wegfegt,
was mancher mühsam hat gepflegt,
und wie es heute ja bekannt,
schnell seine „Homepage" hat genannt?

Ach davon kann ich ein Liedchen singen,
denn zu Haus hab ich auch so’n Dingen.
Anfangs war man höchstens motiviert,
und hat sich dauernd involviert,
und hat jeden Text hineingestellt,
und den Nutzer damit arg verprellt,
denn der will doch nur sehen viele Bilder,
ganz dolle und am besten noch viel wilder!

Doch irgendwann hab ich mir so gedacht,
du hast die Büttenreden doch gemacht!
Ach das wär’ doch sicher nett,
wenn die wär’n im Internet!

Schnell ist dieser Traum vollbracht,
und der Speicher voll gemacht.
Die Rede ist ins Netz gestellt,
und jeder Mensch auf dieser Welt,
der weiß, was ist ne Suchmaschine,
findet auch die kleinste Biene,
braucht keine Polizei und kein Gesetz,
denn alles gibt’s in diesem Netz.

Ach, denk ich, die Sache macht sich.
An Nutzern hab ich jetzt so achtzig,
die da schauen so pro Ta[ch],
auf meiner Homepage-Seite nach!

Seit einem guten halben Jahr,
sind nun auch Büttenreden da.
Gut dass ich, war damals so fleißig,
Von achtzig geht es jetzt auf hundertdreißig.
Ich schau nur und bin ganz verwundert,
heute warn’s über vierhundert.
Sie alle wollen einfach nur das eine,
ne Büttenrede, sei es auch ne kleine!

Da sitzt er nun in dem Verein,
muss schreiben und ihm fällt nichts ein.
Ach was soll er denn nun machen,
seine Leute wollen doch nun lachen.
Bevor man diesen Job verflucht,
ganz schnell im Internet gesucht,
da landet man bei einem schnell,
das ist Nitzke’s Michael,
dieser nimmermüde Bube
hat von seiner Altenstube
noch ne ganze Menge Reden,
doch die sind doch nichts für jeden,
Die sind doch einfach nur für hier,
denn einmal im Jahr tun feiern wir.

Doch wer hier Ideen klaut,
und sich daran noch erbaut,
dem sei’s von Herzen doch gegönnt
denn allein hätt’s mancher nicht gekönnt,

Allen die hier heut ha’m mitgemacht
und dem Volk was dargebracht,
denen wollen wir heut’ danken,
darauf einen Schluck noch tanken,
denn wir wissen es doch all,
nur einmal im Jahr ist Karneval.

Helau und Alaf

Ihr Hofnarr und Pastor.

© Pfarrer Michael Nitzke