© Pfarrer Michael Nitzke

25.2.1998  Seniorenkreis Nord Büttenrede (vgl. Süd 93 und 97)

 
Ach lieber Gott, wo bleibt die Zeit?
Jetzt ist es wieder mal so weit.
Der Zahn der Zeit auch an mir nagt,
denn Karneval ist wieder angesagt.
Drum ran ans Werk, ganz unverzagt.
Wie sie wohl sehn, bin ich verkleidet.
Und ob wohl mancher drunter leidet,
komm ich heut hier in die Altenstub,
als frecher, roter Beelzebub.
Dem Teufel nimmt man seine Macht,
wenn man ihn getrost verlacht.
Dazu besteht auch heut die Meinung,
das mit ‘ner Karnevalsverkleidung
sich zeigt ein Wunsch, der tief verborgen.
Und als ich so schrieb den Text heut morgen,
hat ich ein komisches Gefühl im Magen,
Ich dachte na, kann ich’s wohl wagen,
als Mensch hier heut vor Ihn’n zu stehen,
dem der Pastor nun gar nicht anzusehen.
 
Nun könn’se mal die grauen Zellen regen,
und mit aller Kraft jetzt überlegen,
was aus mir geworden wär,
hätt’ ich den Beruf nicht mehr.
Ach das kommt Ihn’n komisch vor,
daß ganz tief innen im Pastor,
ein kleiner Teufel fröhlich sitzt,
und schon seine Ohren spitzt,
um heimlich meine Wünsche abzuhören,
um sich dann dagegen zu verschwören.
 
Was könnt aus mir so alles werden?
Berufe gibt’s genug auf Erden.
Wie wäre es denn einmal als Bäcker?
Au ja, das wär’ bestimmt ganz lecker!
All die schönen Torten und der Kuchen,
die täten mich dann doll versuchen,
Bäcker sein, das wär doch nett,
wär das Zeug nicht nur so fett.
Und noch was machte mir dann große Müh,
das Aufwachen in aller Herrgotts Früh.
Nein, um vier Uhr morgens schon der Wecker,
dann werd ich lieber doch nicht Bäcker.
 
Metzger, das wär auch ganz fein,
doch das bringt heut nichts mehr ein.
Die Leut ham Angst vor BSE,
und sagen „Rinderbraten, nee!"
und auch der ganze andre Rest,
ist ja bedroht von Schweinepest.
Ach ja, ach ja, ich merke schon,
dann bleibt mir nur der Weg nach Bonn.
Denn eins ihr lieben Leut, das wist’er,
den besten Job hat der Finanzminister.
Denn wo in aller Welt
sitzt man auf so viel Geld.
 
Doch wie sehr er sich auch daran freut,
wird er doch von den allermeisten Leut’,
dafür ganz kräftig noch verspottet.
Und Reichtum ist ganz schnell verrottet,
Das weiß man nicht nur aus Erfahrung,
das steht auch in unsres Geistes Nahrung,
nämlich in unsrer besten Fibel,
das ist und bleibt die Bibel.
 
Und wer so spricht,
dem glaubt man nicht,
das er auf dieser unsrer Erden
will von Beruf was anders werden.
Also, Schuster bleib, bei deinem Leisten,
und ich mach, was ich kann am meisten,
wenn ich nicht blieb ein Pfaffe,
wär ich doch ein alter Affe.
 
Doch manchmal ist das gar nicht leicht,
auch Sie wissen es vielleicht,
wenn einem partout nichts einfall’n will,
hilft auch keine Gedächtnis-Pill’.
Ideen kann man nicht einfach rauben,
um von Gott zu reden braucht man Glauben.
Der Gebote gibt es ja nur zehn,
doch wer sie heut noch soll verstehn,
Der muß hör’n die ganze Sache
nicht nur in der heut’gen Sprache
sondern dazu auch noch mit vielen
leicht verständlichen Beispielen,
so wird die Bibel bildlich übersetzt,
doch wenn sich jemand fühlt verletzt,
dann kann man sich auch noch so quälen,
beim Beispiele auswählen,
dann wird ei’m übel, richtig schlecht.
Doch niemand macht es jedem recht.
Das ist der einz’ge Trost, der bleibt,
und der mich an die Arbeit treibt.
 
Doch wenn uns mancher hier so hört,
kann's sein, daß ihn doch etwas sört,
Doch was?... Was war da doch noch?
Ach ja! 's ist heute Aschermittwoch.
 
Doch das soll uns nicht weiter stören,
und hier kann uns ja niemand hören,
aber eines wolln wir nicht vergessen,
ab heute wird nichts Süßes mehr gegessen.
Denn von heut bis Ostern in der Zeit,
da denken wir an Jesu Leid,
Also Finger vom Pralinenkasten,
denn wer feiert, muß auch fasten.
 
Schaut man an die Katholiken,
sieht man nur Dünne, kaum mal'n Dicken.
Doch wie ist das bei Protestanten,
sind wir denn alles Kaffetanten?
Da hört man: Fasten? Nicht die Bohne!
Dabei heißt das jetzt "Sieben Wochen ohne".
 
Doch wenn sie mich demnächst erwischen
mit Schoko und Gebäck dazwischen
wie ich alles stecks in' Mund
und schluck's runter in den Schlund,
und wisch die Sahne von der Schnute,
dann halten Sie mir doch zu Gute
daß ich des öftren nun schon faste
weil mir nicht Hemd noch Hose paßte.
War ich immer sonst der Meinung,
daß der Maßstab meiner Kleidung,
ist der Talar, da ich Pastor,
doch stellen Sie sich vor,
wieviel ich müßte wiegen fast,
bis der Talar mir nicht mehr paßt.
Nun hoff' ich, daß, bis ich bin Rentner,
ich nicht mehr wieg' als zwei Zentner,
 
Doch so ist's mit einer Rede
manchmal zieht sie sich wie Klebe,
und auch nicht jeder Reim ist echt,
man übt halt noch, mehr schlecht als recht.
Sollt' es Ihnen nicht behagen,
müssen Sie es einfach sagen.
 
Denn wir wissen’s ja nicht erst seit gestern,
in der Kirch gibt’s Brüder, ja und Schwestern.
Und die sind immer füreinander da,
das ist wahrhaftig und gewisslich wahr.
So nehmen wir auch gerne Rat an,
und sprechen dann zum ollen Satan,
hinweg mit dir, hau ab, verschwind,
und das Kostüm tu ich zurück in Spind,
wo’s dann liegt bis nächstes Mal,
wenn wieder dann ist Karneval. Helau.

© Pfarrer Michael Nitzke