© Pfarrer Michael Nitzke

25. 2.1993 Büttenrede Altenstube-Süd Aschermittwoch
 

Ach, was muß man oft von bösen
Kindern hören oder lesen,
wie zum Beispiel hier von diesen,
welche Max und Moritz hießen.
Doch von denen will ich heute,
hört genau hin liebe Leute,
schlichtweg gar nichts euch erzählen.
Doch ich scheu mich nicht zu wählen,
ihres geistgen Vaters Art zu dichten,
denn ein Pastor, dazu so'n schlichten,
bringt zwar zustande manche Predigt,
doch damit ist seine Kunst erledigt.
Doch von der Kanzel in die Bütt,
der Weg ist weit, man glaubt es nitt.
Doch nun will ich mich nicht zieren,
gehts mir auch ganz schön an die Nieren,
damit Sie hören, liebe Leute,
'ne Büttenrede von mir heute.
 
Ich sah mein Schweiß schon stehn in Eimern
als mich neulich bat Frau Heimann,
zu Ihrer Lust am heutgen Tage
und das ist wichtig ohne Frage,
eine Büttenred' zu halten,
damit sich dran erbau'n die Alten.
Doch Alte sagt man gar nicht mehr,
das liebt manch einer auch nicht sehr,
denn heute heißts, nun spitzt die Ohren,
nicht Alte mehr, sondern Senioren.
 
Damit's auch heut nicht gar so trübe,
und man in Fröhlichkeit sich übe,
Habe ich zur Freud auch meiner Kinder,
mir mitgebracht diesen Zylinder.
und mit einem Knalleffekt,
der munter macht wie Naschkonfekt,
wird besagter Hut auch nun entfaltet,
und man sieht ... noch nicht veraltet.
 
Doch so ist's im Karneval
und das hört man überall,
daß bei einer Büttenrede,
das weiß jeder, das weiß jede,
nach jedem Satz man hört tätä, tätä,
doch das woll'n wir heute nicht, ne ne, ne ne.
 
Doch wenn uns mancher hier so hört,
kann's sein, daß ihn doch etwas stört,
Doch was?... Was war da doch noch?
Ach ja! 's ist heute Aschermittwoch.
 
Doch das soll uns nicht weiter stören,
und hier kann uns ja niemand hören,
aber eines wolln wir nicht vergessen,
ab heute wird nichts Süßes mehr gegessen.
Denn von heut bis Ostern in der Zeit,
da denken wir an Jesu Leid,
Also Finger vom Pralinenkasten,
denn wer feiert, muß auch fasten.
 
Schaut man an die Katholiken,
sieht man nur Dünne, kaum mal'n Dicken.
Doch wie ist das bei Protestanten,
sind wir denn alles Kaffetanten?
Da hört man: Fasten? Nicht die Bohne!
Dabei heißt das jetzt "Sieben Wochen ohne".
 
Doch wenn sie mich demnächst erwischen
mit Schoko und Gebäck dazwischen
wie ich alles stecks in' Mund
und schluck's runter in den Schlund,
und wisch die Sahne von der Schnute,
dann halten Sie mir doch zu Gute
daß ich seit Neujahr nun schon faste
weil mir nicht Hemd noch Hose paßte.
War ich immer sonst der Meinung,
daß der Maßstab meiner Kleidung,
ist der Talar, da ich Pastor,
doch stellen Sie sich vor,
wieviel ich müßte wiegen fast,
bis der Talar mir nicht mehr paßt.
Nun hoff' ich, daß, bis ich bin Rentner,
ich nicht mehr wieg' als zwei Zentner,
 
Doch so ist's mit einer Rede
manchmal zieht sie sich wie Klebe,
und auch nicht jeder Reim ist echt,
man übt halt noch, mehr schlecht als recht.
Sollt' es Ihnen nicht behagen,
müssen Sie es einfach sagen.
Doch haben sie noch nicht genug
mach ich nochmal den Versuch.
 
Wenn dienstags ich im Unterricht
sag: Dies und jenes tut man nicht.
und die Kinder, statt sie den Geboten glauben,
mir den allerletzten Nerv noch rauben.
Dann freu ich mich bald wieder
auf das Singen schöner Lieder,
am Mittwoch zur Nachmittagsstunde
hier mit Ihn'n in froher Runde.
 
Doch nun, das ist ja allerhand,
ich fühl mich bald wie'n Konfirmand.
Denn während noch so manche Blagen,
bei den Eltern sich beklagen,
wieviel man doch lernen muß,
was nicht geht ohne Verdruß,
und schon leiden schwere Not,
nicht zu verwechseln die Gebot',
um nicht zu ernten einen Rüffel,
da muß der Pastor auch büffeln,
wie denn seine Schäfchen heißen
woran er lang noch hat zu beißen,
denn so sicher in der Kirch das Amen,
nichts ist so schwer zu lern'n wie Namen.
 
Und was ich mich immer frag,
wie denn das wohl kommen mag,
daß von unsern Herrn die Namen,
viel leichter sind als die der Damen.
Herr Alting, Brühl und Böckenkamp,
die kann ich schon, das braucht nicht lang.
von den Herren sinds nur drei,
doch Damen hab'n wir alllerlei.
Wenn ich soll bei "Wetten, daß" gewinnen,
kann ich doch damit schon beginnen,
daß mit den Männernamen, all,
ich den Wettkönig bring zu Fall.
Doch wenn ich dann frag. "wie hieß der bloß?"
dann geht der Schuß nach hinten los.
 
Wenn Sie das dann im Fernsehn sehen,
bevor Sie ruhig schlafen gehen,
Dann schrein'n Sie laut: Welch ne Blamage,
dem Pastor kürzen wir die Gage,
doch geh'n sie noch nicht gleich zu Bette,
König wird man auch mit verlorner Wette,
denn eines fänd ich richtig nett,
wenn Sie gleich anrufen den TED,
damit für mich das dann im Saal,
nicht alles wird zu einer Qual.
 
Doch Spaß bei Seite,
meine lieben Leute,
sind wir doch nicht nur zum Vergnügen hier,
das ganze ist doch schließlich Ernst wie Bier.
Apropos Bier,
das gibts auch hier,
aber nur zum Geburtstagskaffee,
dafür in schön brauner Karaffe,
ja der Dortmunder kennt auch was vom Stil,
er trinkt wenig, dafür oft und dann viel.
 
Doch bevor nun kommen all die Sprüche,
die, wenn die Frauen in der Küche,
nur erzähl'n die Männer, wenn sie unter sich,
ne ne ne, das woll'n wir nich,
da lassen Sie mich lieber schließen
und noch den Nachmittag genießen.
 
Helau.


© Pfarrer Michael Nitzke